Ob Fürst, Bauer, Handwerker oder Mönch, getrunken wurde immer. Dabei steht der Alkoholkonsum zwischen Repräsentation, Standesbewusstsein, Gastfreundlichkeit und Rausch. Dieser ist zwar vergangen, doch die Gefäße sind geblieben und erzählen von Trinkritualen.
Ständisch Saufen
„[…] Unser teutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch sein und muss Sauff heißen, da er so durstig ist, daß er mit so grossem sauffen weins und biers nicht kann gekület werden. […]“ – bemängelte Martin Luther und kritisierte das unmäßige Trinken des Adels, der Bauern und Bürger sowie der „Brüder Studium“.
Rituale, Trinkkomments und Trinkspiele bestimmten die Trinkgelage in allen Ständen. Mit dem steigenden Alkoholverbrauch wuchsen auch Größe und Umfang der Trink- und Schenkgefäße. Jeder Mann von Stand besaß einen eigenen Krug, an dessen Größe die Trinkleistung, an seiner kunstvollen Dekoration der Wohlstand des Besitzers messbar war.
Im Weinmuseum in der Kernburg kann man sich davon überzeugen. Krüge, Kannen und Becher von beachtlichem Ausmaß, aber auch Scherzgefäße und kunstvoll verzierte Gläser geben einen Einblick in die Trinkgewohnheiten des Adels, des Klerus und des einfachen Bürgers.
Zünftig trinken
Geheimnisvoll erscheinen die Trinkrituale der Zünfte, in denen zahlreiche Gewerke vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein organisiert waren. Ob bei offiziellen Zeremonien und Versammlungen wie dem Lossprechen der Lehrjungen und der Morgensprache oder in geselligen Runden – Umtrünke und Trinkspiele gehörten dazu. Strenge Trinkordnungen regelten das Verhalten bei diesen Ritualen. Dem „Vollsaufen“ versuchte man mit drastischen Strafen entgegen zu wirken. Natürlich gab es für diese zünftigen Zeremonien und Anlässe auch entsprechende Gefäße, die hauptsächlich aus Zinn gefertigt wurden.
Das zünftige Trinken ist Thema der Ausstellung im Bergfried „Dicker Wilhelm“. Hier erfahren Sie mehr über die geheimnisvollen Rituale des Handwerks. Becher, Humpen, Gestaltgefäße, Pokale, Kannen, Krüge und die Willkommpokale, denen unter den unzähligen Zunftgeschirren die größte Bedeutung zukam, legen ein beeindruckendes Zeugnis der Trinkkultur ab. Beachtet man die Größe mancher Zunftgefäße ist fraglich, ob daraus ein zünftiges Trinken überhaupt möglich war oder doch eher das große Zechen im Vordergrund stand.
Die Zinngießer und das Zinn
Die “Kandelgießer“ verarbeiteten das Zinn und fertigten das Geschirr der Zünfte. Ihr Gewerk war stark geregelt. Die Marken auf den Gefäßen sind nicht nur Signaturen der Zinngießer, sondern auch Qualitätssiegel des verarbeiteten Zinns.
Zünftiges aus Freyburg
Abschließend erfahren Sie mehr über die Geschichte des zünftigen Handwerks in der Stadt Freyburg. Gerichtsakten berichten von Streitigkeiten, Zunftladen sind fester Bestandteil zünftiger Zusammenkünfte. Dies und vieles mehr aus unserem eigenen Bestand wird Sie überraschen!
Museum Schloss Neuenburg
Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt
Schloss1
06632 Freyburg (Unstrut)
Weinmuseum: täglich 10.00 Uhr - 18.00 Uhr
Bergfried "Dicker Wilhelm": Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr - 18.00 Uhr