(MZ/ Naumburger Tageblatt; Constanze Matthes) „Wir erleben einen Umbruch und stehen an einer Schnittstelle, an der wir uns neu orientieren müssen.“ Hansgeorg Kling, Präsident der Jahn-Gesellschaft, sprach Tacheles an einem Tag, der Abschiedsschmerz mit Vorfreude verband. Nach 15-jähriger Amtszeit übergab Ilona Kohlberg als Leiterin des Freyburger Jahn-Museums sowie als Geschäftsführerin der Jahn-Gesellschaft den Staffelstab an ihre Nachfolgerin. In ihrem besonderen Fall reichte die 60-Jährige eine lautstarke Klapper an die künftige Chefin des Hauses, Manuela Dietz, weiter. „Ich werde die Arbeit mit den Besuchern sehr vermissen. Führungen waren meine Welt, darin konnte ich regelrecht versinken“, bemerkte die Reinsdorferin und bedankte sich vor allem bei ihrer Familie, die sie stets hilfreich begleitete.
Zahlreiche Weggefährten waren zur Feier am Sonnabendvormittag in das Museum in die Schlossstraße gekommen. Neben Präsidiumsmitglieder der Jahn-Gesellschaft und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen sprachen auch hiesige Vertreter aus Kultur, Wirtschaft und Verwaltung ihren Dank aus und blickten auf eine enge Zusammenarbeit zurück. Freyburgs Bürgermeister Udo Mänicke erinnerte vor allem an das Engagement der Leiterin, Kinder für die Geschichte der Stadt zu begeistern. Jochen Bartmuß, Ehrenpräsident der Jahn-Gesellschaft, bezeichnete das Bemühen um den Erhalt und die Erneuerung des Hauses als Leistung. „Sie war auf verschiedenen Schienen mit dem Fahrzeug Jahn-Museum unterwegs gewesen“, betonte zudem Kling, der des Weiteren einen Dankesbrief des Deutschen Turnerbundes verlas und auf die vielfältigen Aufgaben der Museumsleiterin verwies. Diese reichten von der Organisation des Museumsbetriebes und der Gestaltung von Ausstellungen bis hin zur Vorbereitung von Veranstaltung und Kontaktpflege.
Erfahrungen mit jenem weiten Feld konnte die neue Leiterin bereits in der Vergangenheit sammeln. An der Seite von Ilona Kohlberg erhielt die 31-Jährige in den vergangenen Monaten Einblicke in ihr neues Amt. Manuela Dietz hat Gestaltung in Dresden und Museumswissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig studiert. Zudem kann sie sich Fachreferentin für Kulturtourismus und -management nennen. Sie war tätig im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig sowie im Kreismuseum Syke nahe Bremen, wo sie sich unter anderem mit Sportgeschichte beschäftigte. Nun freue sie sich auf ihre Aufgabe und die tägliche Arbeit, sagte Manuela Dietz, die aus dem sächsischen Riesa - bekannt auch als Sportstadt - stammt. Neue Ideen für die künftige Tätigkeit hat die Leipzigerin schon. Mit Wechselausstellungen soll die inhaltliche Ausrichtung des Jahn-Museums in ein Sport-Museum erweitert, der Fundus in eine Datenbank eingepflegt werden. Damit könne die Sammlung jederzeit über das Internet eingesehen werden, erklärte Manuela Dietz. Vorgängerin Ilona Kohlberg bleibt dem Museum erhalten und wird wöchentlich für einige Stunden tätig sein. Mit Blick auf die Zukunft des Museums unterstrich der Präsident der Jahn-Gesellschaft, dass es indes konstante Hilfe von Stadt und Land benötige. Es gelte den Stand und den Status des Hauses zu stabilisieren. „Wir stehen immer wieder vor dieser Herausforderung. Zudem vermissen wir die feste Bindung zur Bevölkerung“, ließ Kling auch kritische Töne hören. Altbürgermeister Martin Bertling erinnerte indes daran, dass in den 90er Jahren rund fünf Millionen Mark in Museum, Turn- und Ehrenhalle geflossen waren.
Tipp
Noch bis zum 31. März zeigt das Jahn-Museum Freyburg die Sonderausstellung „Die Bildnisse Jahns“. Die Exposition beinhaltet sowohl Jahn-Porträts aus dem eigenen Fundus als auch Buch- beziehungsweise Grafik-Leihgaben aus der Sammlung „Jahniana“ des Kurators Gerd Stein, Berlin. Die insgesamt 65 Bildnisse sind in vier chronologisch folgenden Kapiteln aufgeteilt. Die aus Büchern stammenden Bilder in Vitrinen ausgestellt, grafische Einzelblätter werden hingegen in Rahmen an den Wänden präsentiert. Insgesamt umfasst der Museums-Fundus mehr als 100 Porträts unterschiedlicher Machart des bekannten Turnvaters.